Ein juristisches Gutachten klärt, in welchen Fällen digitale Dienstleistungen auch analog angeboten werden müssen. Es kommt zu dem Schluss, dass ein Verbot von Digitalzwang ins Grundgesetz gehört.
Es ist ok, wenn bestimmte Services abgeschaltet werden, wenn sie unverhältnismäßige Kosten verursachen oder die Prozesse killen
Es ist datenschutztechnisch nichts gewonnen, wenn die Leute dann ihre Formulare, Überweisungsträger, Anträge etc. analog abgeben und sie dann jemand abtippt und die Daten dann trotzdem wie genuin digitale Daten verarbeitet werden. Blöd gesagt: Wenn du bei Amazon per Postkarte bestellen könntest, würden sie trotzdem die volle Profilbildung machen können
Bestimmte Dinge sind kompliziert, egal ob digital oder analog. Wenn hier ein Diskriminierungsverbot in den Raum gestellt wird, dann muss man halt generell darüber reden, ob z.B. die Erstellung einer Steuererklärung zu kompliziert ist. Denn das ist sie auch auf Papier
Das gilt auch für das Argument des “nicht leisten können”: Hardware ist mittlerweile spottbillig. Ich tippe das hier gerade auf einem 89€-Rechner mit Ryzen5, der erschreckend performant ist. Auch Smartphones sind erstaunlich günstig, da kriegst du für 200€ ein super Gerät. Klar, das ist für Leute am unteren Ende der Einkommenskala und Bürgergeldempfänger ein Batzen Geld, aber das wäre dann über eine Bürgergelderhöhung zu steuern und nicht darüber, dass man die Digitalisierung stoppt.
Der Artikel spricht auch nicht davon dass alles, immer analog anbieten zu müssen.
Gleichzeitig kann, so das Gutachten, Digitalisierung zu größerer Wirtschaftlichkeit und zu mehr Bürgernähe führen. Es gelte also, eine Balance zu finden. „Selbstverständlich kann ein Grundrecht auf eine analoge Alternative zu digitalen Verfahren nicht voraussetzungslos und unbeschränkt bestehen“, heißt es in dem Gutachten.
Es werden auch im Artikel Beispiele genannt, für die es mMn keinen Grund für einen Digitalzwang gibt
Ohne Smartphone-App lassen sich Pakete nicht mehr aus Packstationen befreien. […] Die Bahncard gibt es nicht mehr als Karte. Eintrittskarten für einige Museen oder Schwimmbäder lassen sich nur noch elektronisch kaufen.
Die Bahncard kann man noch als Ersatzdokument ausdrucken. Und da ich das kürzlich für jemanden erledigen musste: Es ist der letzte Schrott. Für ältere Leute mit eingeschränktem Technikverständnis und -zugang ist der ganze Vorgang untauglich. So kann man die Bewegungsfreiheit von Menschen echt einschränken.
Es gibt genügend Menschen, die zwar einen Antrag, eine Postkarte ausfüllen können, aber die kein Handy oder PC bedienen können und das auch nicht extra dafür erlernen müssen. Warum sollen sie Hardware kaufen, wenn sie die Software darauf nicht bedienen können?
Das kannst du auch umdrehen: Ich schließe jetzt bewusst Leute aus, die aufgrund von Behinderung, Analphabetismus oder geistigen Einschränkungen das mit der Technik nicht hinkriegen. Die scheitern im Zweifelsfall auch am Papierantrag. Bleiben im Endeffekt die Senioren, die zwar könnten, aber nicht wollen. Und dann ist schon die Frage, warum die Allgemeinheit das mitbezahlen sollte. Und ja, auch das mit den Computern und Handys kann man lernen.
Wieso sollten denn Senioren das nicht mehr können? Wer heute 70 ist, hat quasi sein ganzes Berufsleben irgendwie mit Computern zu tun gehabt. Da hat keiner mehr mit Schreibmaschinen gearbeitet.
Meine Eltern sind >80 und für meine Mutter (Hausfrau) sind PCs böhmische Dörfer. Handy hatte sie zwar eines (Seniorenausführung), aber da irgendwas drauf zu installieren ohne Hilfe keine Chance. Auch der PC meines Vaters war nur mit maximaler administrativer Hilfe am Laufen. Wenn ich nicht da war, konnten sie das Zeug nicht wirklich benutzen.
Doch - ich hab das aber unten geschrieben: Wer wirklich besondere Bedürfnisse hat, hat auch im aktuellen System Probleme. Der Fahrkartenautomat der Bahn etwa ist ja funktioniell nicht groß anders als die Bahn App. Wer eine eingerichtete Bahn App nicht versteht, wird auch am Automaten Probleme bekommen und die Steuererklärung ist kompliziert, egal ob du sie auf Papier oder Digital machst
Auch Smartphones sind erstaunlich günstig, da kriegst du für 200€ ein super Gerät.
das spätestens nach zwei Jahren keine Android-Updates mehr bekommt. Es lässt sich dann kein Update der Banking App installieren und die alte Banking-App lässt sich irgendwann auch nicht starten. Das sind dann 200 Euro alle zwei Jahre.
Oder 8,33€ pro Monat. Für ein Gerät, mit dem du Banking machst, kostenlos weltweit telefonieren kannst, das eine erstaunlich gute Fotokamera ist, das dich mit Video und Musik bespaßt und mit dem du diverse Dienstleistungen deiner Krankenkasse, des Staates oder deiner Bank in Anspruch nehmen kannst. Ach ja, ein Navigationsgerät und Lexikon ist es auch noch, ein Gameboy und ein Fitnesstracker. Lass uns eine Petition machen, dass wir das nicht nutzen wollen!
(Moderne Androiden haben übrigens längere Update-Versprechen als 2 Jahre)
Ich glaube du hast mich missverstanden. Mit 100 Euro pro Jahr meinte ich die reinen Hardwarekosten. Im besten Fall kommt in das neue Handy eine kostenlose Netzclub-SIM rein. Das Datenvolumen reicht für Banking und vielleicht um Wetter nachzuschauen wenn man weiß wie man Bilder im Fennec sperrt. Die kostenlose Netzclub-SIM bekommt man auch nur solange das PostIdent-Verfahren nicht wegdigitalisiert wurde. Ansonsten muss man sich einen Rechner inkl. Webcam kaufen. Dazu muss man auch einen Internet-Vertrag abschließen um VideoIdent von zu Hause zu nutzen. Hoffentlich kann man den Internet-Vertrag auch ohne VideoIdent abschließen.
Lass uns eine Petition machen, dass wir das nicht nutzen wollen!
Wozu? Es kann doch jeder wer das nicht haben möchte auf einen Kauf von Gameboy, Fitnesstracker, Navigationsgerät und Lexikon verzichten. Noch.
Da muss ich mal ganz gehörig widersprechen:
Der Artikel spricht auch nicht davon dass alles, immer analog anbieten zu müssen.
Es werden auch im Artikel Beispiele genannt, für die es mMn keinen Grund für einen Digitalzwang gibt
Die Bahncard kann man noch als Ersatzdokument ausdrucken. Und da ich das kürzlich für jemanden erledigen musste: Es ist der letzte Schrott. Für ältere Leute mit eingeschränktem Technikverständnis und -zugang ist der ganze Vorgang untauglich. So kann man die Bewegungsfreiheit von Menschen echt einschränken.
Es gibt genügend Menschen, die zwar einen Antrag, eine Postkarte ausfüllen können, aber die kein Handy oder PC bedienen können und das auch nicht extra dafür erlernen müssen. Warum sollen sie Hardware kaufen, wenn sie die Software darauf nicht bedienen können?
Das kannst du auch umdrehen: Ich schließe jetzt bewusst Leute aus, die aufgrund von Behinderung, Analphabetismus oder geistigen Einschränkungen das mit der Technik nicht hinkriegen. Die scheitern im Zweifelsfall auch am Papierantrag. Bleiben im Endeffekt die Senioren, die zwar könnten, aber nicht wollen. Und dann ist schon die Frage, warum die Allgemeinheit das mitbezahlen sollte. Und ja, auch das mit den Computern und Handys kann man lernen.
Falsch: Die wollen, aber nicht mehr können.
Wieso sollten denn Senioren das nicht mehr können? Wer heute 70 ist, hat quasi sein ganzes Berufsleben irgendwie mit Computern zu tun gehabt. Da hat keiner mehr mit Schreibmaschinen gearbeitet.
Es gibt genügend in der Altersgruppe, die nie einen Computer bedient haben.
Meine Eltern sind >80 und für meine Mutter (Hausfrau) sind PCs böhmische Dörfer. Handy hatte sie zwar eines (Seniorenausführung), aber da irgendwas drauf zu installieren ohne Hilfe keine Chance. Auch der PC meines Vaters war nur mit maximaler administrativer Hilfe am Laufen. Wenn ich nicht da war, konnten sie das Zeug nicht wirklich benutzen.
Von Menschen mit besonderen Bedürfnissen hast du noch nie was gehört.
Doch - ich hab das aber unten geschrieben: Wer wirklich besondere Bedürfnisse hat, hat auch im aktuellen System Probleme. Der Fahrkartenautomat der Bahn etwa ist ja funktioniell nicht groß anders als die Bahn App. Wer eine eingerichtete Bahn App nicht versteht, wird auch am Automaten Probleme bekommen und die Steuererklärung ist kompliziert, egal ob du sie auf Papier oder Digital machst
Seufz.
Naja, danke für die Bestätigung jedenfalls.
https://media.ccc.de/v/gpn22-389-elektronische-patientenakte-epa-made-in-germany-digitalisierung-in-der-medizin-2024
das spätestens nach zwei Jahren keine Android-Updates mehr bekommt. Es lässt sich dann kein Update der Banking App installieren und die alte Banking-App lässt sich irgendwann auch nicht starten. Das sind dann 200 Euro alle zwei Jahre.
Samsung Galaxy A16 5G, nur mal als Beispiel.
Gab es überhaupt jemals ein Gerät unter 200 Euro das mehr als 5 Jahre Betriebssystem-Upgrades erhalten hat?
Oder 8,33€ pro Monat. Für ein Gerät, mit dem du Banking machst, kostenlos weltweit telefonieren kannst, das eine erstaunlich gute Fotokamera ist, das dich mit Video und Musik bespaßt und mit dem du diverse Dienstleistungen deiner Krankenkasse, des Staates oder deiner Bank in Anspruch nehmen kannst. Ach ja, ein Navigationsgerät und Lexikon ist es auch noch, ein Gameboy und ein Fitnesstracker. Lass uns eine Petition machen, dass wir das nicht nutzen wollen!
(Moderne Androiden haben übrigens längere Update-Versprechen als 2 Jahre)
Ich glaube du hast mich missverstanden. Mit 100 Euro pro Jahr meinte ich die reinen Hardwarekosten. Im besten Fall kommt in das neue Handy eine kostenlose Netzclub-SIM rein. Das Datenvolumen reicht für Banking und vielleicht um Wetter nachzuschauen wenn man weiß wie man Bilder im Fennec sperrt. Die kostenlose Netzclub-SIM bekommt man auch nur solange das PostIdent-Verfahren nicht wegdigitalisiert wurde. Ansonsten muss man sich einen Rechner inkl. Webcam kaufen. Dazu muss man auch einen Internet-Vertrag abschließen um VideoIdent von zu Hause zu nutzen. Hoffentlich kann man den Internet-Vertrag auch ohne VideoIdent abschließen.
Wozu? Es kann doch jeder wer das nicht haben möchte auf einen Kauf von Gameboy, Fitnesstracker, Navigationsgerät und Lexikon verzichten. Noch.