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    2 days ago

    Die Utopie ist es wert verfolgt zu werden

    Ich denke nur, wir waren ihr direkt nach dem Krieg sehr viel näher als jetzt. Als die Vereinten Nationen gegründet wurden, waren, auch im amerikanischen Kongress, sehr viele bereit, die Macht an eine internationale Organisation abzugeben. Gerade in Bezug auf die Atombombe war das eine ernsthaft diskutierte Frage. Am Ende waren Stalin und Truman vielleicht nicht die geeigneten Akteure.

    Mit der Entscheidung mit dem Kapitalismus fortzufahren, war natürlich die westliche Hemisphäre gemeint.

    Der Horror in der UdSSR ging schon in den Dreißigern los, mit den Schauprozessen, denen auch viele deutsche Kommunisten zum Opfer fielen.

    Es ist unmöglich, Sowjetunion und Nazi Deutschland getrennt vom Kapitalismus zu betrachten. Die Sowjetunion natürlich als die Antithese, auf die niemand je ohne Kapitalismus gekommen wäre und Nazi Deutschland, das nach Weltwirtschaftskrise, Reparationszahlungen an seine Konkurrenten sowie Verlust der Kolonien in diesem System kaum mehr Fuß mehr fassen konnte um dann auf seine eigenen Ideen zu kommen. Und während Hitler den internationalen liberalen Kapitalismus verachtete, machte er sich Struktur wie auch Moral des Kapitalismus zu eigen, um seine eigenen Ziele zu verwirklichen.

    Dass jedem Staat Macht zu eigen sein muss, um seinen Herrschaftsanspruch gegenüber der jeweiligen Bevölkerung zu rechtfertigen, habe ich nicht vergessen, macht es aber auch nicht leichter, ihn zu verteidigen.

    Mir ist klar, dass die meisten hier keine expansionistische Politik mehr anstreben. Auch wenn sich das global gerade zu ändern scheint. Aber ein Grund, warum die Bundeswehr in dem Zustand, in dem sie sich gerade befindet, ist, dass man sie über Jahre zu einer schnellen Eingreiftruppe fürs Ausland aufgebaut hat, um dort sehr wohl deutsche Interessen zu vertreten. Für diese Wahrheit musste auch jemand mal zurücktreten. Die Aufrüstung zu Hause geriet dann halt ein wenig in Vergessenheit.

    Dafür macht man jetzt beides. Und schickt auch immer mehr Kriegsschiffe in die Ferne…

    Ich will das nicht.

    • Quittenbrot@feddit.org
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      16 hours ago

      Die Utopie ist es wert verfolgt zu werden

      Man darf gerne von Utopien träumen, muss aber trotzdem im tatsächlichen Hier und Jetzt handeln. Zumal Deutschland ja seit den 50ern eine gewisse Utopie lebt und sich außenpolitisch selektiv hinter anderen Ländern versteckt. Darum sind wir so abhängig von Amerika und darum haben wir spätestens jetzt ein Problem. Deutschland braucht also nicht mehr Utopie, sondern mehr Realismus.

      Ich denke nur, wir waren ihr direkt nach dem Krieg sehr viel näher als jetzt.

      Dabei darfst du jedoch nicht vergessen, dass das damals alles unter dem frischen und schockierten Eindruck des Zweiten Weltkriegs und der Gräuel der Nazis stand. Dies ist jedoch, wie eigentlich nach jedem Krieg, schnell wieder abgeklungen und die Länder haben wieder auf ihren individuellen Vorteil geschaut. Das ist schade, aber offenbar nicht zu verhindern.

      Aber ein Grund, warum die Bundeswehr in dem Zustand, in dem sie sich gerade befindet, ist, dass man sie über Jahre zu einer schnellen Eingreiftruppe fürs Ausland aufgebaut hat, um dort sehr wohl deutsche Interessen zu vertreten.

      Ja, auch. Aber es lag auch daran, dass man nach der Wiedervereinigung und der generellen Friedenseuphorie in Europa froh war, vermeintlich nicht mehr auf ein funktionierendes Militär angewiesen zu sein. Vor dem Umbau in eine Expeditionsarmee kam die grundsätzliche stiefmütterliche Behandlung, die Dinge wie Landesverteidigungsfähigkeit vollkommen erodieren ließ. Deutschland schaut mit großer Fremde auf sein Militär. Das schmutzt, das ist irgendwie eklig, das will man eigentlich nicht. Und so kommt am Ende eben sowas dabei raus.

      Ich will das nicht.

      Zumindest die Verteidigungsfähigkeit zu Hause ist jedoch letztlich nicht verhandelbar. Entweder, wir stellen sie sicher, oder es gibt uns nicht mehr. Wenn du dir die Finnen ansiehst, die bis vor kurzem eben nicht gemütlich unter dem amerikanischen Nuklearschirm gelebt haben, sondern ihre Verteidigung selber sicherstellen mussten, dann siehst du ein Land, das nicht aggressiv ist, aber dennoch militärisch immer vorbereitet war und entsprechend bewaffnet. Diese Form von Realismus müssen auch wir begreifen. Weil die Alternative dazu willst du erst recht nicht.